Viel Unterstützung, aber auch Kritik am Ablauf der Bauern-Demo
Plus Der Demo-Zug am Montag von Aichach nach Friedberg hat auch Auswirkungen auf Schulen, Metzgereien und eilige Fahrten zum Arzt. Friedberger Bürger sitzen fest.
Die Großdemo von Fuhr- und Bauunternehmen sowie Landwirten im Landkreis hatte am Montag nicht nur Auswirkungen auf den Straßen. So kamen Schülerinnen und Schüler vereinzelt zu spät zum Unterricht. Die Wittelsbacher Realschule in Aichach stieg kurzfristig auf Distanzunterricht um. Um sich mit den Landwirten zu solidarisieren, blieben einige Metzgereien im Wittelsbacher Land geschlossen. Gleichzeitig gab es auch Kritik an der Umsetzung des langen Demo-Zugs mit 800 Fahrzeugen. Ein Vater, der mit seiner kleinen Tochter zum Arzt wollte, durfte die B300 nach eigenen Angaben nicht queren.
- Schulen An den allermeisten Schulen im Wittelsbacher Land lief der Unterricht am Montag völlig regulär ab. Nur vereinzelt kamen Schüler zu spät. Die Gemeinde Dasing stand durch die zwischenzeitliche Sperrung der A8-Abfahrt und das Vorbeiführen des Fahrzeug-Konvois verkehrstechnisch besonders unter Druck. Da dies aber erst nach Schulbeginn Auswirkungen hatte, sprach Schulleiter Gerhard Schmid von einem normalen Tag an der Dasinger Mittelschule. Lediglich ein paar Busschüler kamen laut Schmid erst direkt zum Unterrichtsbeginn an und ein paar Schüler von weiter außerhalb seien ganz abgemeldet worden. Grundsätzlich hatte das Schulamt für alle Grund- und Mittelschulen im Landkreis regulären Unterricht angewiesen. Anders sah es an der Wittelsbacher Realschule in Aichach aus. Hier fand am Montag Distanzunterricht statt. Schulleiterin Sabine Kreutle hatte die Eltern erst am frühen Morgen um kurz nach 6.30 Uhr über diese Entscheidung informiert, nach Rücksprache mit der staatlichen Schulaufsicht. Wie Kreutle auf Nachfrage unserer Redaktion erläuterte, sei zu befürchten gewesen, dass Lehrkräfte, die aus Richtung Augsburg kommen, wie auch Schüler Probleme beim Hin- oder Rückweg zur Schule haben könnten, insbesondere auf der B300. Bei der aktuellen Witterung mit Minusgraden sei ihr dies zu unsicher gewesen. Trotzdem gab es an der Realschule eine Betreuung für alle Kinder, die nicht zu Hause beaufsichtigt werden konnten. Laut Kreutle kamen etwa 25 bis 30 Schülerinnen und Schüler in die Einrichtung.
- Metzgereien und Bäckereien In Berufszweigen, die mit den Landwirtinnen und Landwirten in enger Verbindung stehen, gab es solidarische Aktionen. So blieben alle fünf Filialen der Metzgerei Hörmann geschlossen: neben der Hauptfiliale in Rehling auch die Läden in Aindling, Westendorf, Aystetten und der Stand auf dem Augsburger Stadtmarkt. Letzterer kann jedoch ohnehin nur noch betrieben werden, wenn genügend Personal vorhanden ist, wie Geschäftsführer Andreas Dambuk berichtet. Der 41-Jährige ist davon überzeugt, dass sich in der Politik schnell etwas ändern muss. Seiner Ansicht nach werden die Fleißigen immer mehr bestraft. Menschen mit geringem Einkommen müssten steuerlich viel stärker entlastet werden, so Dambuk. Sollte der Agrardiesel für die Landwirte teurer werden, würde das einen Preisanstieg für alle bedeuten. Die Metzgerei Ottillinger mit Sitz in Pöttmes beteiligte sich mit fünf Transportern an dem Demo-Zug von Aichach nach Friedberg und ließ den Schlacht- und Produktionstag am Montag ausfallen. Ein leitender Mitarbeiter erklärte: "Wir unterstützen es, dass Landwirte aus unserer Region kostendeckend Lebensmittel herstellen können." Die sieben Filialen seien nicht geschlossen worden, um die Kunden nicht in die Arme von Discountern zu treiben, die mit Preisdumping arbeiteten, so der Mitarbeiter weiter. Rainer Scharold aus Friedberg ist stellvertretender Obermeister der Bäckerinnung Augsburg, zu der auch der Landkreis Aichach-Friedberg gehört. Die Bäckereien hätten seines Wissens zwar nicht geschlossen, die Bäuerinnen und Bauern aber ebenfalls unterstützt, betont Scharold. So hat sein Unternehmen den Demo-Teilnehmern bei der Sammelstelle in Dasing Kaffee und Wurstsemmeln ausgegeben und eine Semmelspende zu den demonstrierenden Landwirten aus dem Landkreis nach München geschickt.
- Kein Durchkommen auf der B300 Neben viel Unterstützung gab es auch Kritik am Ablauf des Demo-Zuges. Wie zwei Väter aus Friedberg unserer Redaktion mitteilten, wollten sie mit ihren Kindern zum Kinderarzt beziehungsweise zum Krankenhaus, durften die B300 aber nicht überqueren. Florian Klauke wohnt mit seiner Familie in Friedberg-Ost in der Nähe des Wasserturms. Wie er erzählt, hatte sich am Montag der Zustand seiner kranken, eineinhalbjährigen Tochter so verschlechtert, dass das Mädchen zum Arzt gebracht werden sollte. Doch dazu musste die Familie mit dem Auto um kurz nach 11 Uhr die B300 überqueren, um auf die andere Seite zu kommen. Die Polizei wies die Familie jedoch an mehreren Stellen ab und führte sie laut Florian Klauke auch noch mit einer falschen Überfahrtmöglichkeit in die Irre. Der einheitliche Rat der Beamten für alle Notfälle lautete, den Notarzt zu rufen. Dieser habe freie Fahrt. Der Familienvater war dennoch sehr verärgert: Es könne nicht sein, dass ein Stadtteil für Stunden von der Versorgung abgeschnitten werde. Klauke betont, jeder habe das Recht zu demonstrieren, aber die Polizei und das Landratsamt müssten über Auflagen ein Durchkommen für andere gewährleisten. "Hier sind Fehler passiert", findet er. Der Augsburger Polizeisprecher Markus Trieb bestätigte, dass in der Regel nur der Rettungsdienst durchgelassen worden wäre. Es sei nicht umsetzbar gewesen, Einzelfälle abzuwägen, erklärte Trieb. Zum Glück konnte dem kleinen Mädchen trotzdem noch zeitnah geholfen werden. Ein Arzt aus der Kinderarztpraxis ist mit dem Fahrrad zu der Familie gefahren.
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