Partyzone am Wertinger Weiher?
Die zunehmende Störung von Flora und Fauna bereitet den Grünen im Wertinger Stadtrat Sorge. Ein besonderer Schutz für das Wiesenbrütergebiet solle das Schlimmste verhindern.
Die ersten Frühlingstage locken ins Freie zum Ausspannen, zur Erholung, zum Sport und zum Sonnenuntergang. Was für die Menschen gut ist, kann für die Natur manchmal zu viel sein. In echter Sorge ist aktuell die Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen Wertingen. Denn gerade jetzt, während der Brutzeit, würden die Tiere im Wiesenbrütergebiet im Wertinger Ried häufig gestört, heißt es in der Pressemitteilung der Fraktion. Im Naturreservoir zwischen Landgraben und Glöttgraben gebe es geschützte Flächen, die der Landkreis Dillingen und die Stadt Wertingen zum Ausgleich für bebautes Gebiet – als sogenannte „Ausgleichsflächen“ – angelegt haben. Nach und nach werde Ackerland renaturiert, sodass dort etwa der inzwischen selten gewordene Kiebitz wieder Platz für sein Gelege und die Aufzucht der Jungen findet.
Von Knabenkraut bis Wiesensalbei
Das Ried war vor seiner Kultivierung und Nutzung für intensive Landwirtschaft ein Niedermoor mit großer Vielfalt an Flora und Fauna. Durch die Intensivnutzung ist der Bestand inzwischen vom Aussterben bedroht, und es kostet Stadt und Landkreis zusammen mit Naturschutz-Organisationen viel Mühe, den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Seltene Pflanzen wie Wiesenknopf, Skabiose, Knabenkraut, Schlüsselblume und Wiesensalbei sollen wieder blühen dürfen und den ihnen entsprechenden Kleintieren und Insekten, wie zum Beispiel dem Ameisenbläuling, eine Heimat geben. Die ursprüngliche Artenvielfalt, die die Biodiversität bestimme und eine elementare Schlüsselrolle für unser Leben darstelle, sei ein hochsensibles Konstrukt von biologischen Zusammenhängen, die durch das allzu forsche Eindringen des Menschen empfindlich gestört würden, geben die Grünen zu bedenken.
Den zunehmenden Freizeitdruck auf das Donauried sehen deshalb nicht nur die Grünen als großes Problem. Auch Landwirte, Jäger und Förster, die in Kontakt mit der Stadtratsfraktion stünden, beobachteten zum Teil Verwüstungen an Weihern, zunehmenden Abfall, der in der Natur hinterlassen wird, oder Reste von nächtlichen Festen und Feiern, heißt es weiter. Mitten im Vogelschutzgebiet sei eine unerlaubt angelegte Feuerstelle entdeckt worden, dort häufe sich Müll. Auch der stadteigene Weiher in dem Gebiet werde neuerdings nicht nur als nächtliche Partyzone, sondern für noch mehr prickelndes Vergnügen genutzt. Die Grünen schreiben in ihrer Pressemitteilung: "Mittels Fass-Sauna wird der Weiher in eine Wellness-Zone umgewandelt."
Partyzone am Wertinger Weiher?
Bei allem Verständnis für individuelle Freizeitgestaltung gehe dies nach Meinung der Grünen zu weit. Die Stadtratsfraktion mit Peter Hurler, Jonas Ziegler und Hertha Stauch hat deshalb beantragt, das Wiesenbrütergebiet mit einem Litzenzaun zu schützen. In der Sitzung des Bauschusses brachte Jonas Ziegler das Problem vor: „Dieser Weidezaun, der flexibel und schnell aufgestellt werden kann, wäre eine einfache und preiswerte Möglichkeit, das Gebiet einzugrenzen.“ Der Ausschuss schloss sich seiner Meinung an und votierte einstimmig für die Anbringung des Zaunes. Auch der besonders an Wochenenden lebhafte Autoverkehr ins Donauried solle nach dem Willen des Ausschusses mit entsprechender Beschilderung gebremst werden.
Demnach dürften bestimmte Zonen im Ried nur für den landwirtschaftlichen Verkehr zugänglich sein. Die Stadtratsfraktion der Grünen erachtet dies als gute Lösung, um Besucher und Besucherinnen im Donauried auf die besondere Schutzwürdigkeit aufmerksam zu machen. (AZ)
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