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Betrugsskandal
08.06.2023

Wirecard-Prozess: Ex-Chefin der Rechtsabteilung erzürnt das Gericht

Protagonist in einem der größten deutschen Wirtschaftsskandale: das Unternehmen Wirecard.
Foto: Sven Hoppe, dpa/dpa-tmn

Die ehemalige Wirecard-Juristin Andrea G. zeigt vor Gericht massive Erinnerungslücken. Zumindest weiß sie, dass ihr früherer Chef Markus Braun schon mal ausfällig wurde. 

Andrea G. war Mitarbeiterin Nummer 13 oder 14 der kollabierten Wirecard AG. So genau weiß die 54-Jährige das nicht mehr. Schon 2000 hat die Juristin bei dem ehemaligen Online-Zahlungsdienst-Abwickler aus Aschheim bei München angeheuert. Zunächst kam die kleine Frau mit der großen dunklen Hornbrille im Marketing unter, wechselte bald in die juristische Abteilung und übernahm dort immer mehr Aufgaben, bis sie zur Leiterin der Rechtsabteilung aufstieg. Das war eine schöne Karriere im Männer-Clan-Laden Wirecard, der maßgeblich vom früheren Chef Markus Braun und seiner rechten Hand, dem flüchtigen Jan Marsalek, autoritär dirigiert wurde. Andrea G. ist ein „Wirecard-Urgestein“, wie Richter Markus Födisch sie nennt. Nachdem der Schwindel aufflog und Wirecard einräumen musste, rund 1,9 Milliarden Euro auf asiatischen Konten seien nicht auffindbar, stand die Juristin unter Schock: „Der Zusammenbruch hat mich ziemlich getroffen. Und das ist noch eine Untertreibung.“ 

Nun ist „die Andrea“, wie sie im Kollegenkreis genannt wurde, dran. Sie wird am Mittwoch von Richter Födisch stundenlang im unter dem Münchner Gefängnis Stadelheim gelegenen Gerichtssaal als Zeugin befragt. Die Erwartungshaltung der Juristen wirkt hoch, schließlich ist die Frau eine Wirecard-Insiderin. Packt sie aus oder versucht sie, sich zu entziehen? Andrea G. wirkt sehr nervös. Es ist der Zeugin anzumerken, wie unangenehm ihr das Gastspiel vor dem Gericht ist, sitzt doch Braun nur wenige Meter entfernt. Den Manager nannten manche kurz und respektvoll „MB“. Am Schluss soll auf Wänden in leeren Wirecard-Büros „Fuck the Vorstand“ gestanden haben. 

Wirecard-Zeugin sagt immer wieder: "Ich weiß es nicht"

„MB“ zollt dem Sommer Tribut und hat sich für eine neue Prozess-Uniform entschieden. Der Untersuchungshäftling muss die lange radikal getragenen Rollkragen-Pullover in seiner Zelle weggesperrt haben. Nun wählte er ein weißes Hemd zum Anzug. Einen Knopf des Jacketts lässt der gertenschlanke 53-Jährige zugeknöpft. Ihm wird unter anderem gewerbsmäßiger Bandenbetrug vorgeworfen. Braun drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis. Wie hart das Los ist, spürt der Untersuchungshäftling bereits seit Juli 2020. Nach der JVA Augsburg-Gablingen ist Stadelheim die Heimat des Familienvaters. Andrea G. versucht, jeden Blickkontakt mit „MB“ zu vermeiden. Je bohrender die Fragen von Födisch werden, desto fester packt sie mal mit der rechten, mal mit der linken Hand einen Kugelschreiber und spielt hektisch mit ihm. Die häufigste Antwort der Frau lautet fast gequält: „Ich weiß es nicht.“ Oder: „Nicht, dass ich es wüsste.“ Die Zeugin lässt offen, warum sie während der langen Wirecard-Zeit, obwohl ihr vieles gegen den Strich ging und sie das Hirn eingeschaltet gelassen habe, nicht alles hinschmiss. Dabei hat die Juristin das Unternehmen als Chaos-Klub erlebt: „Jeder durfte uns im Unternehmen ansprechen. Zum Teil wurden Arbeiten doppelt von uns gemacht.“

Nackenschläge, die gegen die Ehre einer Juristin gehen, gab es im Überfluss. Andrea G. schildert einen Vorfall, wie ein Wirecard-Beschäftigter einen Vertrag unterschrieben hat, ohne zu wissen, was er dabei genau tat. Ihre Ermahnungen, das könne er doch nicht machen, fruchteten nicht. Schlimmer noch: Nach den Ausführungen der früheren Chefin der Rechtsabteilung wurden häufiger Verträge erst nachträglich aufgesetzt, nachdem das zugrunde liegende Geschäft von Spontanikern wie Marsalek und anderen längst besiegelt wurde und schon Geld geflossen ist, was natürlich ein Unding ist. Doch die einstigen Führungsmänner scheinen es mit elementaren juristischen Dingen nicht genau genommen zu haben. Dazu passen Erinnerungen von Andrea G, nach denen die notwendigen Protokolle einer Aufsichtsratssitzung der Wirecard Bank erst nachträglich erstellt wurden. Die beiden gebürtigen Wiener Braun und Marsalek dürften ein gschlamperts Verhältnis zu juristischen Formalien kultiviert haben. 

Die Wirecard-Mitarbeiterin war schon mal wütend

Andrea G. musste im Umgang mit den Wirecard-Männern immer wieder schlucken und verließ schon einmal „wutschnaubend den Raum“. Marsalek habe sie alle notwendigen Informationen „aus der Nase ziehen müssen“. Während der „Jan“, wie der für den Vertrieb zuständige Vorstand intern hieß, immerhin E-Mails und Nachrichten via Messenger-Diensten schrieb, habe Braun, wie die Zeugin sagt, lieber mündlich kommuniziert. Schrift ist bekanntlich Gift. Manche besonders deftigen „MB“-Zitate finden doch den Weg in die Öffentlichkeit. Andrea G. bestätigt, Braun habe Compliance, die Einhaltung von Regeln und Rechtsvorschriften, als „Scheiß“ bezeichnet. Der lästige „Scheiß“ war dem Unternehmen eine Mini-Compliance-Abteilung mit nur eineinhalb Stellen wert, was Andrea G. ärgerte. Dass Compliance kein „Scheiß“, sondern überlebensnotwendig ist, mussten mehrere deutsche Konzerne erleben. Siemens und Volkswagen kostete die Scheiß-egal-Haltung Milliarden und noch mehr Reputation. Braun hätte gewarnt sein müssen, der Wirtschaftsinformatiker liebt aber, nach allem, was der Prozess ans Tageslicht gezerrt hat, Risiko und Spiel. Ein Vorstand eines Dax-Konzerns, wie Wirecard es einst war, soll er einmal gesagt haben, stehe ohnehin immer mit einem Bein im Gefängnis. Nun befindet er sich mit beiden Beinen hinter Gittern. 

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Der frühere Wirecard-Vorstandschef Markus Braun vor Gericht in München.
Foto: Sven Hoppe, dpa

Während Andrea G. mit leicht bayerischem Tonfall Richter Födisch und Staatsanwältin Inga Lemmers wegen ihres ausdauernden und mit unschuldigen Blicken begleiteten Ich-weiß-es-nicht-Stakkatos erzürnt, dringt von oben die Nachmittagssonne durch die vergitterten Dachluken des unterirdischen Gerichtsbunkers. Ein Anflug von Vogelgezwitscher kommt unten an. Die Zeugin lässt nicht mehr Licht in ihre Erinnerungslücken. Födisch reicht es. Er wird lauter: „Mich ärgert das. Jetzt werde ich langsam deutlicher.“ Für die Staatsanwaltschaft schaltet sich Lemmers ein: „Nehmen Sie es jetzt etwas genauer. Es ist sonst Zeitverschwendung für alle.“ Es stelle sich die Frage, ob man Andrea G. als Gehilfin zum Betrug eintrage. Die Zeugin schluckt, wirkt betroffen und fährt doch fast verzweifelt fort: „Ich weiß nicht mehr, nein, ich weiß nicht. Ich kann mich nicht dran erinnern.“ Nach einer Pause meint sie, erschrocken über den Eklat: „Das war nicht so gemeint. Es tut mir leid, wenn ich mich ungenau ausgedrückt habe.“ Am Ende bleibt die Frage offen, warum die Juristin all die Missachtungen und seltsamen Extratouren der Wirecard-Männer so lange erduldet hat.

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