Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger gestorben
Die Worte von Hans Magnus Enzensberger hatten Gewicht. Nun ist einer der bedeutendsten Lyriker und Intellektuellen in Deutschland gestorben.
Hans Magnus Enzensberger ist tot. Der Schriftsteller starb am Donnerstag im Alter von 93 Jahren in München. Das teilte der Suhrkamp Verlag am Freitag in Berlin unter Berufung auf die Familie mit. Enzensberger, der 1929 in Kaufbeuren im Allgäu geboren wurde, zählte zu den bedeutendsten Lyrikern und Intellektuellen in Deutschland.
Er war neben Günter Grass, Martin Walser, Uwe Johnson und Heinrich Böll einer der prägenden Autoren der bundesdeutschen Nachkriegsliteratur. Er war Teil des legendären Literaturclubs "Gruppe 47" und mischte bei den rebellischen 1968ern mit. Enzensberger hat Erinnerungsbücher mit dem vielsagenden Titel "Tumult" über seine Zeit in der damaligen Außerparlamentarischen Opposition (APO) verfasst.
Mit 93 Jahres gestorben: Hans Magnus Enzensberger probierte vieles aus
Enzensberger wurde am 11. November 1929 in Kaufbeuren geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Nürnberg. 1944 wurde er zum "Volkssturm" eingezogen. Nach dem Kriegsende arbeitete er als Dolmetscher und Barmann bei der Royal Air Force und verdiente seinen Lebensunterhalt durch Schwarzhandel. Nach seinem Abitur im Jahr 1949 studierte er Literaturwissenschaften, Sprachen und Philosophie in Erlangen, Freiburg, Hamburg und Paris. 1955 promovierte er. Danach arbeitete er als Rundfunkredakteur und Gastdozent.
Das erste Mal erregte er mit seinem ersten Gedichtband "Verteidigung der Wölfe" öffentliches Aufsehen. 1965 gründete er das Kulturmagazin Kursbuch. Enzensberger probierte vieles aus: Er war Verlagslektor bei Suhrkamp in Frankfurt, verbrachte einige Zeit im sozialistischen Kuba, lebte in Norwegen, Italien, Mexiko, den USA und West-Berlin und kam schließlich 1979 nach München.
Hans Magnus Enzensberger tot: Auch im Alter schrieb er noch
Er schrieb Romane, Essays, Anekdoten und Erinnerungen sowie Dramen, etwa "Untergang der Titanic", 1980 von George Tabori inszeniert. Auch Jugendlichen widmete er Bücher wie "Immer das Geld: Ein kleiner Wirtschaftsroman" oder "Lyrik nervt". Dass Enzensberger auch im Alter nicht müde wurde, zeigte sein Buch "Fallobst" (2019), in dem er sich Gedanken auf der Höhe der Zeit machte, etwa zum Thema Migration.
Claudia Roth: Enzensberger einer der bedeutendsten deutschen Intellektuellen
Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat Enzensberger als "einen der vielseitigsten und bedeutendsten deutschen Intellektuellen" gewürdigt. "Er hinterlässt uns ein überwältigendes Lebenswerk, das zahlreiche Gedichte und Essays umfasst, aber auch Kinderbücher, Dramen, Fachbeiträge über Mathematik und politische Statements", sagte die Grünen-Politikerin am Freitag in Berlin in einer Mitteilung.
"Er hinterlässt uns ein überwältigendes Lebenswerk, das zahlreiche Gedichte und Essays umfasst, aber auch Kinderbücher, Dramen, Fachbeiträge über Mathematik und politische Statements", sagte die Grünen-Politikerin am Freitag in Berlin in einer Mitteilung. " (mit dpa)