Timo Pielmeier: Auf der Suche nach frischem Wind
Kein Torwart-Trainer, eine unbefriedigende Vorsaison und Wechselgerüchte: Für Timo Pielmeier lief es schon einmal besser bei den Panthern. Grund zur Freude liefert das Testspiel in seiner Heimat Deggendorf
Timo Pielmeier hat ein gutes Gespür für den Wind entwickelt. Als Freizeit-Wassersportler ein Muss. Schließlich lässt es sich bei kräftigen Böen nur schlecht mit dem Wakeboard über die Donauwellen in der Deggendorfer Heimat brettern. Im Eishockey aber, da hätte der Keeper des ERC Ingolstadt im Vorjahr gerne den einen oder anderen Luftzug mehr gehabt. „Ich hatte keinen Wind in den Segeln, habe einfach die Spielpraxis nicht gehabt“, gesteht Pielmeier. Wie ein schwarzer Fleck haften die Zahlen der vergangenen Saison auf dem ansonsten fast schneeweißen Statistikpapier des Meister-Torhüters: Nur 25 Partien, die wenigsten in seinen sechs Jahren in Ingolstadt. Eine Fangquote in der Hauptrunde von 90 Prozent, die niedrigste überhaupt in dieser Zeit.
Pielmeier gilt als ehrgeizig. Man kann das seinem Gesichtsausdruck entnehmen, wenn er auf der Bank sitzt. Mit der „1A-1B-Lösung mit Jochen Reimer – der Bessere spielt, ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten – hat er sich nach wie vor nicht arrangieren können. Das gibt der 30-Jährige offen zu: „Mein Ziel ist es nach wie vor, die Nummer eins zu sein und einen Großteil der Spiele zu machen. Das war damals auch ein Grund, warum ich beim ERC geblieben bin.“ Und es hätte in diesem Sommer ein Grund sein können, den Verein trotz laufenden Vertrags bis 2022 zu verlassen. Die Eisbären Berlin sollen starkes Interesse am Panther-Goalie gezeigt haben, als klare Nummer eins. „Ich weiß davon nichts“, schießt es aus einem grinsenden Pielmeier heraus. „Da muss man in Berlin nachfragen“, weicht Sportdirektor Larry Mitchell aus. Pielmeier blieb und sagt: „Dieses Jahr will ich voll angreifen!“
Prädestiniert, um in solchen schwierigen Situationen wieder Wind in die Segel zu blasen, ist ein Torwarttrainer. Der aber fehlt dem ERC nach dem mysteriösen Abgang von Fabian Dahlem. „Wir sind alt genug, um das ein paar Wochen zu überbrücken. Aber ich habe natürlich auch nachgefragt, wie es aussieht“, sagt Pielmeier. Laut Mitchell ist der Verein derzeit in Gesprächen mit einigen Kandidaten. Der zukünftige Goalie-Coach soll dann jeden Monat für ein paar Tage nach Ingolstadt kommen, nicht Vollzeit arbeiten, wie Dahlem. Seinem „super Freund“ trauert Pielmeier noch immer hinterher: „Ich habe größten Respekt vor ihm. Er hat mich zu Olympia gebracht und war auch bei meinem 30. Geburtstag.“
Ohne Dahlem müssen sich die beiden Torhüter selbst helfen: Die Übungen bereitet Reimer vor, dann geht es raus auf’s Eis. „Am Anfang der Saison ist man frisch, da geht das. Aber ab Dezember schleichen sich oft schlechte Gewohnheiten ein. Da sitzt die Fanghand nicht mehr da, wo sie vielleicht sitzen soll. Dann brauchst du einen, der mit dir darüber redet“, erklärt Pielmeier.
Entwarnung also. Noch sitzt die Fanghand. Am besten auch am Sonntag im Testspiel beim Oberligisten Deggendorf (17 Uhr). Für Pielmeier natürlich ein ganz besonderer Tag. „Mein Herz ist immer noch dort“, sagt der Niederbayer. Jeden freien Tag fährt er in die Heimat. Den Sommer genießt er überwiegend am Fluss. Seine Eltern besitzen eine Pension am Donauradweg. „Es ist ein wahnsinniges Gefühl, dorthin zurückzukommen, wo alles begonnen hat.“ Pielmeier lernte im mittlerweile renovierten Deggendorfer Eisstadion das Schlittschuhlaufen. Als 14-Jähriger wechselte er dann zu den Jungadlern Mannheim.
Für die Freundschaftspartie hat man bei den Panthern verschiedene Namen gefunden. „Kein Larifari-Spaßspiel“ werde das, sagt Pielmeier. Sein Coach Doug Shedden spricht von einem „Fallen-Spiel“, weil man gegen unterklassige Gegner gerne mal schlecht aussehe. Der Kanadier will Nachwuchsspielern die Chance geben und dafür David Elsner und Darin Olver außen vor lassen. Vor allem aber ist es ein Spiel gegen alte Bekannte. Das Trikot des DSC tragen mittlerweile die beiden Meister-Panther Christoph Gawlik und Thomas Greilinger. Zu „Gawi“ habe er kaum noch Kontakt, gesteht Pielmeier. „Da ist jeder seinen eigenen Weg gegangen.“ Der „Greile“ aber habe jetzt gerade erst nach dem Training angerufen. „Keine Ahnung, was der wollte“, scherzt er. Vielleicht schon einmal stänkern und ein Tor ankündigen? „Wenn der Greile gegen mich trifft, bin ich der Mannschaft schon etwas schuldig.“
Überhaupt Thomas Greilinger. Den Karriere-Herbst in der Heimat zu verbringen, so wie die Panther-Legende, das kann sich Pielmeier auch vorstellen. Genauso wie einen Job in der familieneigenen Pension in Deggendorf. „Aber das ist noch weit weg“, sagt „Pille“. Jetzt hofft er erst einmal darauf, dass sich der Wind in Ingolstadt dreht: „Ich kann mir auch vorstellen, meine Karriere hier zu beenden“, sagt Pielmeier. „Wenn ich das Gefühl habe, dass der Verein mir Wind in die Segel bläst, dann möchte ich auf alle Fälle hierbleiben.“
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