Der Bayern-Vorstandschef lässt keine Gelegenheit aus, um seinen Trainer zu demontieren. Kovac mag der moralische Sieger sein - eine Zukunft hat er beim FCB nicht.
Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandschef des FC Bayern, gilt nicht gerade als ausgewiesener Fan seines Trainers Niko Kovac. Es ist kein Geheimnis, dass dem Bayern-Boss Thomas Tuchel lieber gewesen wäre. Das wiederum war mit dem anderen starken Mann im Verein, Präsident Uli Hoeneß, nicht zu machen. Hoeneß sträubte sich gegen Tuchel und traf der eigenen Mär nach bei der Geburtstagsfeier seines kroatischen Chauffeurs auf dessen Landsmann, den Frankfurter Coach Kovac.
Karl-Heinz Rummenigge traut Niko Kovac den Job beim FC Bayern offenbar nicht zu
Ob die Geschichte mit der Geburtstagsfeier stimmt, sei dahingestellt. Dass Kovac aber ein ausdrücklicher Kandidat von Hoeneß war und ist, ist unstrittig. Ebenso wird mit jeder Aussage von Rummenigge deutlich, dass er dem 47-Jährigen den Job bei den Bayern nicht zutraut – trotz des Double-Gewinns der vergangenen Saison. Schon bei dem Bankett nach dem Pokalsieg in Berlin dankte Rummenigge ausdrücklich dem Team, den Physiotherapeuten – und ließ seinen Trainer unerwähnt. Als er während der USA-Tour der Bayern zu Kovac befragt wurde, gab Rummenigge zurück, dass die erste Saison des Kroaten "nicht vergnügungssteuerpflichtig" war. Er freue sich auf dessen neuen Assistenten Hans-Dieter Flick: Dieser werde "eine große Hilfe für Niko".
Die jüngste Spitze feuerte Rummenigge vor dem Audi-Cup gegen Fenerbahce ab: Dass Kovac beim Transfer von Leroy Sané vorgeprescht sei, hätte ihm "nicht gefallen". Kovac gab klein bei und gelobte, sich künftig zurückzuhalten. Ob sich Rummenigge auch bei anderen Trainern so verhalten hätte? Zur Erinnerung: Pep Guardiola, der angeblich wegen Kovac' Äußerungen so verstimmt gewesen sein soll, sagte als Bayern-Trainer einst: "Thiago oder nichts" - und bekam diesen Spieler auch ohne Murren der Vereinsführung.
Was passiert, wenn Rummenigge sportliche Argumente für seine Kovac-Demontage bekommt?
Rummenigges Ärger über die Aussagen von Kovac mag nachvollziehbar sein – dennoch ist auffällig, dass der Vorstandschef keine Gelegenheit auslässt, um seinen Coach anzuschießen und letztlich zu demontieren. Dass Bayern trotz eines stark ausgedünnten Kaders eine starke Vorbereitung spielt und sportlich (erneut) mehr als im Soll ist, scheint für Rummenigge keine Rolle zu spielen.
Stellt sich nur die Frage, wie die Stimmung bei den Bayern erst sein muss, wenn Kovac mal ein paar Spiele verliert und Rummenigge auch sportliche Argumente für seine Demontage bekommt. Dass Kovac mit dem Grabenkampf souverän umgeht, macht ihn zwar zum moralischen Gewinner – trotzdem hat er beim FC Bayern keine große Zukunft. Auf Rückendeckung seiner Vorgesetzten kann Kovac nicht einmal im sportlichen Erfolg zählen.
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