Ermittlungen nach Beinahe-Unfall mit Kreuzfahrtschiff
Unweit des Markusplatzes in Venedig sei am Sonntagabend das Kreuzfahrtschiff "Costa Deliziosa" außer Kontrolle geraten. Was der Bürgermeister ändern will.
Fast drei Fußballfelder lang, breit wie zehn Autos und mit fast 4000 Menschen an Bord - das ist das Kreuzfahrtschiff "Costa Deliziosa" der italienischen Reederei Costa Crociere - und genau dieses Schiff ist am Sonntagabend nahe des Markusplatzes in Venedig außer Kontrolle geraten. Wie die Hafenbehörde berichtet, verfehlte das Schiff nur knapp eine Yacht und andere Boote, die sich am Ufer "Riva dei Sette Martiri" befanden.
Während eines schweren Gewitters versuchte das Schiff in den Hafen der Lagunenstadt einzufahren. Auf einem Video sieht man, wie das Schiff bei dem Unwetter in der Nähe des Kais auftaucht. Ein Schlepper versucht, das Kreuzfahrtschiff wieder auf die richtige Bahn zu bringen. Ein Notfallsirene ertönt, die Kamera schwenkt und eine Yacht ist zu sehen. Passagiere von Wasserbussen seien in Panik geraten, berichten italienische Medien. Nur knapp verfehlt der Ozeanriese das andere Schiff.
Kreuzfahrtschiff-Unfall in Venedig: Staatsanwaltschaft leitet Untersuchung ein
Die Staatsanwaltschaft von Venedig leitete bereits eine Untersuchung ein. Auch der italienische Verkehrsminister Danilo Toninelli ordnete Ermittlungen zu dem Vorfall an. Erneut ertönte die Forderung, Kreuzfahrtschiffe aus Venedig zu verbannen. Erst Anfang Juni war in Venedig ein Kreuzfahrtschiff bei der Anlegestelle San Basilio im zentralen Giudecca-Kanal mit einem Ausflugsschiff zusammengestoßen und hatte die Anlegestelle gerammt.
Wie durch ein Wunder wurden bei diesem Unfall nur vier Menschen verletzt. Einige Menschen sprangen in Panik ins Wasser. Stadt, Regierung und Umweltverbände können sich seit Jahren nicht auf eine alternative Anlegestelle für die Kreuzfahrtschiffe in Venedig einigen.
Der Unfall Anfang Juni hatte die Debatte neu entflammt: "Der Unfall heute bezeugt, dass große Schiffe nicht mehr den Giudecca-Kanal befahren sollen. Nach vielen Jahren, in denen nichts getan wurde, sind wir einer endgültigen Lösung zum Schutz der Lagune und des Tourismus nahe", twitterte Verkehrsminister Toninelli vor mehr als einem Monat.
Kreuzfahrtschiffe sollen nicht mehr in Venedig anlegen
Luigi Brugnaro, Bürgermeister von Venedig, sagte nach dem Vorfall Anfang Juni, das Unglück sei "der x-te Beweis", dass in dem Kanal keine Kreuzfahrtschiffe mehr fahren sollten. Seit längerem ist geplant, dass die besonders großen Kreuzfahrtschiffe eine weniger spektakuläre Route um die Stadt fahren und im Industriegebiet Marghera - westlich der Stadt - anlegen. Jedoch wird seit Jahren über dieses Projekt debattiert.
Die Unesco hat Venedig schon gewarnt, dass die großen Schiffe das Welterbe gefährden. Auch Umweltschützer mahnen immer wieder wegen Risiken für das besondere Ökosystem der Lagune. Dagegen sehen örtliche Unternehmer ihre Geschäfte in Gefahr. Um die negativen Auswirkungen des Massentourimus zu bekämpfen, will die Stadt künftig Eintritt verlangen.
Eintritt für Besuch in Venedig wurde verschoben
Brugnaro will damit erreichen, dass die Reinigungskosten der Stadt nicht nur auf den "Schultern der Bürger" lasten. Die für spätestens September geplante Einführung der Gebühr wurde allerdings verschoben. Die Gemeinde will sich mehr Zeit zur Prüfung der technischen Aspekte in Zusammenhang mit dem Eintrittsgeld nehmen, hieß es Anfang Juli aus dem Gemeinderat.
Die Reinigungskosten in der historischen Altstadt seien um 30 Millionen Euro höher als in anderen Städten – auch, weil die Altstadt täglich "per Hand gekehrt" werde, sagte Bürgermeister Brugnaro. Geplant sind zunächst drei Euro Gebühr für Reisende, die nicht über Nacht bleiben. 2020 soll der Preis dann auf sechs Euro steigen, in ruhigen Zeiten aber auch gesenkt und bei stärkerem Andrang angehoben werden. Hotelgäste zahlen ohnehin bereits eine Ortstaxe. (dwo)
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