Auch mit 5G sind Funklöcher nicht Geschichte
Vier Bieter haben die neuen Frequenzen ersteigert. Aber was heißt das nun konkret für den Alltag? Ein Überblick
Mehr als zwölf Wochen haben Mobilfunkanbieter verhandelt, nun ist die längste Auktion von deutschen Mobilfunkfrequenzen beendet. Die vier Bieter – die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und 1&1 Drillisch – bezahlen insgesamt 6,55 Milliarden Euro, wie die Bundesnetzagentur am Mittwoch mitteilte. Aber was heißt das nun eigentlich genau?
Was ist 5G überhaupt?
Das Kürzel steht für die fünfte Mobilfunkgeneration. Mit ihr sollen Daten rund hundertmal schneller als über den aktuellen Standard LTE durch das Netz geleitet werden. Auf dem Frequenzbereich können große Bandbreiten erzielt werden, die Reichweite ist aber gering. Sie beträgt in der Regel nur rund einen Kilometer. Anders als seine Vorgänger kann sich das 5G-Netz per Software intelligent an speziellen Anforderungen ausrichten. So richtet sich die Kapazität etwa danach aus, ob große Datenmengen schnell verschickt werden sollen oder wie viele Teilnehmer in einer Funkzelle gleichzeitig aktiv sind.
Warum ist 5G wichtig?
„5G ermöglicht deutlich höhere Datenraten und ist erheblich schneller als LTE“, erklärt Wilhelm Eschweiler, Vizepräsident der Bundesnetzagentur. Dazu wird gern das Beispiel eines Spielfilms verwendet, der mit 5G innerhalb nur einer Sekunde in guter Qualität heruntergeladen werden kann. Aufgrund der Geschwindigkeit hofft vor allem die Industrie, von 5G zu profitieren. Maschinen können damit untereinander besser kommunizieren, Arbeitsabläufe optimiert werden und auch autonomes Fahren soll mit 5G möglich sein. Für Anwendungen, die Privatpersonen auf ihren Smartphones nutzen – etwa Chats, Videostreaming und Telefonate – ist die bestehende LTE-Technik ausreichend.
Ist 5G jetzt sofort verfügbar?
Experten zufolge sollen die 5G-Netze ab 2020 an den Start gehen. Normale Handynutzer werden 5G wahrscheinlich erst in fünf Jahren nutzen können. 5G-Netze werden aber bereits heute in verschiedenen Projekten getestet. So hat etwa die Telekom den Hamburger Hafen mit entsprechenden Funkmasten ausgestattet. Auf dem rund 8000 Hektar großen Testgebiet werden etwa Bewegungs- und Umweltdaten von Schiffen in Echtzeit erfasst und die Verkehrsströme inklusive Ampel-Anlagen gesteuert.
Ist 5G überall verfügbar?
Die vier Bieter verpflichten sich, bis Ende 2022 mindestens 98 Prozent der Haushalte in Deutschland, alle Autobahnen sowie die wichtigsten Bundesstraßen und Schienenwege mit mindestens 100 Megabit pro Sekunde zu versorgen. „Das ist gegenüber den im Moment geltenden Auflagen eine Verdopplung der Datenrate“, sagt Eschweiler. Bis Ende 2024 sollen alle wichtigen Wasserstraßen und die restlichen Schienenwege sowie alle Landes- und Staatsstraßen versorgt sein – mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde.
Gibt es dann keine Funklöcher mehr?
Nick Kriegeskotte vom Digitalverband Bitkom sagte im Januar, schon aus rein technischen Gründen könne mit 5G keine flächendeckende Mobilfunkversorgung realisiert werden. Dafür seien die Reichweiten der Frequenzen von rund einem Kilometer zu gering. Das würde bedeuten, dass eine unrealistisch große Anzahl an Funkmasten installiert werden müsste. Die geforderte Reichweite könne nur mit älteren Standards wie LTE realisiert werden, diese Frequenzen seien aber bereits versteigert worden. Mit 5G eine Flächenversorgung zu schaffen, wäre wirtschaftlich völlig unverhältnismäßig. „Die Zahl der Mobilfunkmasten in Deutschland müsste in etwa verzehnfacht werden“, sagt Bundesnetzagentur-Chef Eschweiler.
Wohin fließt das Geld, das mit der 5G-Auktion eingenommen wurde?
Die insgesamt 6,55 Milliarden Euro aus der Versteigerung fließen in den Bundeshaushalt und sollen für die digitale Infrastruktur verwendet werden. Insbesondere der Ausbau von Gigabit-Netzen in ländlichen Regionen soll damit finanziert werden. Erlöse aus früheren Versteigerungen wurden von Bund und Ländern in den Breitbandausbau investiert. (scht, sli, dpa)
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