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Interview
16.02.2018

Wie die Angst Käthe Lachmanns Komiker-Karriere zerstörte

Komikerin Käthe Lachmann: "Ich habe eben nur die anderen zum Lachen gebracht, und die haben nicht gemerkt, wie es in mir aussieht."
Foto: Imago

Die Komikerin Käthe Lachmann kann wegen ihrer Panikattacken nicht mehr auf der Bühne auftreten. Sie leidet unter Angststörungen. Nun spricht die 46-Jährige offen darüber.

Frau Lachmann, Sie wurden mit Kabarettpreisen ausgezeichnet, können aber wegen Ihrer Angst- und Panikstörung seit 2015 nicht mehr vor Publikum auftreten. Keine psychische Störung wird in Deutschland häufiger diagnostiziert. Über kaum eine Krankheit aber wird weniger gesprochen. Warum eigentlich? Das wäre doch hilfreich, zu wissen, dass man mit seiner Angst nicht alleine ist?

Käthe Lachmann: Ich finde auch, dass man damit offen umgehen sollte. Man merkt, wenn man sich öffnet, wie viele Leute das kennen oder wenigstens jemand kennen, der davon betroffen ist. Ich finde, das Thema müsste noch viel mehr publik gemacht werden.

Jeder sechste Deutsche geht deswegen zum Arzt, aber zugeben will es keiner.

Lachmann: Ja, man schämt sich deswegen. Mir geht das heute noch so, weil Angst für viele noch gleichbedeutend mit Schwäche ist. Die Leute verstehen es nicht und sagen so aufmunternde Sätze wie: Du musst doch keine Angst haben. Oder: Reiß dich doch zusammen! Wer das Gefühl nicht kennt, tut sich wohl schwer, das nachzuvollziehen.

Es gibt Psychiater, die Angst als eine Art Modekrankheit betrachten...

Lachmann: Da wünsche ich doch mal eine amtliche Panikattacke! Man sollte auf solche Fachleute nicht allzu viel geben. Es ist definitiv keine Modeerkrankung, aber sie hängt schon auch mit unserem Leben zusammen: Jeder muss funktionieren und soll täglich Höchstleistungen abrufen. Das kann nicht gesund sein. Man traut sich nicht, faul zu sein. Immer geht es nur um Leistung. Immer dieser Optimierungswahn. Dass das die Menschen krank macht, ist im Grunde kein Wunder. Es gibt Menschen, deren Grenzen sind weiter gesetzt. Aber was zählt, ist die eigene Grenze.

Sie wurden vor allem mit Ihrer witzigen Parodie einer TV-Synchronsprecherin mit Ihrer Kunstfigur Elke Schmidt bundesweit bekannt. Wie ist das, zwischen Komik und Angst hin- und hergerissen zu sein?

Lachmann: Tja. Dann hört man irgendwann auf, lustig zu sein, weil es nicht mehr geht. Ich bin lange mit Angst auf der Bühne gestanden, das war sehr anstrengend und kräftezehrend. Aber es stimmt: Während man selbst lacht, kann man keine Angst haben. Doch ich habe eben nur die anderen zum Lachen gebracht, und die haben nicht gemerkt, wie es in mir aussieht. Ich war also professionell genug, um das zu verstecken. Ich habe parallel zur Angst mein Programm abgespult, obwohl ich mich innerlich von einer Nummer zur nächsten gehangelt habe und nur hoffte, dass die Show bald zu Ende ist. Erst bei den Zugaben wurde ich entspannter.

Da kommt dann wahrscheinlich noch die Angst vor der Angst hinzu, oder?

Lachmann: Genau. Wenn man denkt: Hoffentlich geht alles gut, ist man sofort auf einem hohen inneren Unruhelevel. Doch dann passiert das und das Gefühl weitet sich aus. Man kann nicht mehr Zug-, U-Bahn- oder Busfahren. Irgendwann traute ich mich nicht mehr aus dem Haus.

Das Gemeine an Ihren Ängsten ist ja, dass sie deretwegen nicht mehr auf die Bühne können. Was bedeutet das für eine beliebte Komödiantin?

Lachmann: Lange habe ich das nicht wahrhaben wollen. Ich habe mich da in die Pflicht genommen und gesagt: Das ist dein Job und den ziehst du durch. Ich wollte das hinkriegen. Dann war ich beim Therapeuten und habe geheult, wenn ich zu einem Auftritt fahren musste. Und es war wirklich verrückt: Ich habe mich gefreut, wenn wenig Karten verkauft worden sind, weil ich hoffte, die Veranstaltung würde abgesagt. Leider oder glücklicherweise war das sehr selten der Fall. Und zu meinem Freund habe ich gesagt: „Mist, schon wieder ausverkauft!“

Aber Sie haben lange nicht aufgegeben.

Lachmann: Ja, weil ich mir diese Niederlage nicht eingestehen wollte. Schlussendlich habe ich in Brühl aber erstmals einen Auftritt abgebrochen. Das war schlimm. Ich dachte, ich hätte alle enttäuscht: das Publikum, den Veranstalter und auch mich. Ich stand vor dem Nichts. Das war existenziell bedrohlich.

Was unternehmen Sie gegen Ihre Angststörung?

Lachmann: Ich nehme ein angstlösendes Medikament als Krücke, mache eine tiefenpsychologische Therapie und trainiere Achtsamkeit. Das Medikament nimmt schon einmal die Spitzen raus, da traut man sich mehr und erfährt wieder, wie ein normales Leben sein könnte. Aber mein Ziel ist natürlich, irgendwann ohne Tabletten zu sein. Das Achtsamkeitstraining ist sehr gut. Da geht es darum, dass man die Gefühle nicht bewertet, sich nicht gegen die Angst sträubt. Man drängt sie nicht weg, sondern betrachtet sie und auch, wie der Körper darauf reagiert. Da schnellt der Puls hoch, man fängt an zu schwitzen. Und dadurch bekommt man tatsächlich einen anderen Blickwinkel. Das ist ziemlich cool. Es ist ein achtwöchiger Kurs, da lerne ich, der Angst den Wind aus den Segeln zu nehmen. Ich gucke, dass ich meine Grenzen erkenne und einhalte. Denn die Angst taucht eher auf, wenn man viel um die Ohren hat. Außerdem geht es mir besser, seit ich offen damit umgehe. Von der Bühne aber habe ich mich verabschiedet.

Panik taucht meist überraschend auf und äußert sich in Atemnot, Herzrasen, Hitzewallungen, Schwindel und Todesangst. Haben Sie eine Technik, wie Sie sich da rauszuholen?

Lachmann: Wenn ich die hätte, wäre ich eine reiche Frau! Das Patentrezept habe ich auch nicht. Aber gut tut, wenn beispielsweise in der Bahn die Panikattacke kommt, mit jemanden zu reden. Man soll ja eigentlich die Panik-Attacke über sich ergehen lassen und sagen: Okay, dann ist es jetzt halt so, und dann merken, dass sie irgendwann abnimmt. Aber das habe ich noch nicht geschafft.

In ihrem neuen Buch „Keine Panik, liebe Angst“ (GU Verlag) schreibt die 46-Jährige offen und humorvoll über ihr Schicksal.
Foto: Verlag

Haben Sie einen Tipp, wie man den richtigen Therapeuten findet?

Lachmann: Man darf sich ja von der Krankenkasse aus fünf Therapeuten angucken. Wichtig ist auch, sich klar zu werden, welche Therapie die geeignete ist: Will ich eine Verhaltenstherapie oder eine tiefenpsychologische. Und dann muss man auf die Suche gehen. Viel hängt damit zusammen, ob einem der Psychologe sympathisch ist. Ich hatte mit meiner Therapeutin Glück.

Gab es bei Ihnen einen Auslöser für die Angststörung?

Lachmann: Meine Mutter hatte nach meiner Geburt eine postnatale Depression. So war ich als Baby einige Wochen bei meiner Oma. Das kann mir schon einen Schaden versetzt haben, obwohl ich da liebevoll betreut wurde. Aber diese früheste Bindung zur Mutter gab es so nicht.

Ich muss dieses Urvertrauen irgendwo anders finden. Daneben bin dabei, mich persönlich weiterzuentwickeln. Ich war immer sehr brav, sehr lieb und darauf bedacht, zu schauen, wie geht es den anderen. Jetzt möchte ich, dass ich das Selbstbewusstsein, das ich auf der Bühne hatte, auch im Privatleben bekomme. Mit fast 47 Jahren fange ich im gewissen Sinn erst an, erwachsen zu werden!

Angst entsteht durch bestimmte, automatisierte Denk- und Wahrnehmungsprozesse. Nur wer diese Prozesse erkennt und sie mit entsprechender Hilfe aktiv verändert, kann die Angststörung loswerden, sagen Psychologen. Aber das ist leichter gesagt als getan.

Lachmann: Ja, es ist nicht so leicht, negative Denkmuster durch positive zu ersetzen. Es entsteht ja alles im Kopf, es sind diese Gedanken, die uns umtreiben, klar. Dabei ist es ja in den seltensten Fällen Gefahr, es ist nur die Erinnerung an eine Gefahr, die Angst auslöst. Es wäre toll, wenn man es schafft, diese krankhaften Denkmuster zu durchbrechen.

Zur Person: Die Komikerin und Autorin Käthe Lachmann erhielt viele Auszeichnungen, wie den Deutschen Kabarettpreis 2003, den NDR-Comedypreis und den Prix Pantheon. Nach mehreren Soloprogrammen und TV-Auftritten zog sie sich 2015 wegen ihrer Angststörung von der Bühne zurück. In ihrem neuen Buch „Keine Panik, liebe Angst“ (GU Verlag, 208 Seiten, 16,99 Euro) schreibt die 46-Jährige offen und humorvoll über ihr Schicksal.

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